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Zur
Zeit gibt es
nicht nur einen
typischen Tag in
meinem Leben,
sondern zwei –
je nachdem, ob
es sich um einen
Wochentag oder
ums Wochenende
handelt. Von
Montag bis
Freitag bin ich
in verschiedenen
Dörfern tätig
und am
Wochenende
arbeite ich bei
mir zu Hause.
Meine
Montage
gestalten sich
folgendermassen:
um 8h verlasse
ich nach dem
Frühstück das
Haus. Nach 2
Stunden
Fussmarsch
erreiche ich
einen Fluss und
setze mit dem
Einbaum über.
Zwischen 11 und
12 Uhr erreiche
ich dann das
erste Dorf, wo
ich mit den
Bauern, die ich
unterrichte, zu
Mittag esse;
entweder auf dem
Feld oder bei
einem von ihnen
im Haus.
Anschliessend
beginne ich mit
dem Unterricht,
der immer
praktisch auf
den Feldern
stattfindet. Es
handelt sich vor
allem darum,
ihnen zu zeigen,
dass sie mit
einer anderen
Anbaumethode als
der
traditionellen
einen höheren
Ertrag beim
Reisanbau
erwirtschaften
können und um
biologische
Methoden des
Gemüseanbaus.
Ich unterrichte
dabei nicht nur
theoretisch,
sondern helfe
tatkräftig auf
den Feldern mit.
Was ich den
Bauern
weitergebe, ist
von mir selber
über 20 Jahre
lang auf den
eigenen Feldern
angewandt
worden. So zeige
ich ihnen
beispielsweise,
wie man Kompost
macht,
Beinwell-Jauchen
herstellt, das
Feld für die
Pflanzung am
besten
vorbereitet, was
eine
Bodenbedeckung
aus Stroh oder
Gras (Mulch)
bewirkt, welche
Pflanzen sich
zur
Schädlingsbekämpfung
eignen, in
welchem Abstand
die Pflänzlinge
gesetzt werden
sollten, welche
Technik des
Giessens jeweils
angebracht ist
und so
weiter.
Meistens bleiben
wir bis zum
Sonnenuntergang,
da ich nur einen
Tag pro Woche in
diesem Dorf
verbringe. Ich
esse und
übernachte bei
einem der
Bauern. Oft wird
fast bis
Mitternacht im
Schein der
Petroleumlampe
diskutiert.
Strom gibt es
nur in einem der
Dörfer, die ich
während der
Woche besuche,
um meine
Kenntnisse
weiterzugeben.
Am Abend kommt
dann die gesamte
Grossfamilie von
den Kindern bis
zu den
Grosseltern
zusammen, um
Fragen zu
stellen und
über eventuelle
Probleme der
für sie neuen
Anbautechniken
zu diskutieren.
Wenn wir
schlafen gehen,
sind wir oftmals
6 bis 8 Personen
in einem kleinen
Zimmer, die sich
2 Betten teilen.
Die
Dorfbevölkerung
schätzt es
sehr, dass ich
nicht heikel bin
und mich nicht
von ihnen
distanziere,
indem ich ein
eigenes Zimmer
fordere. Ich
passe mich ihnen
an und es stört
mich auch nicht,
wenn es mal
nicht allzu
sauber ist und
ich im Dorf mit
Flöhen und
Läusen und
dergleichen
Bekanntschaft
mache. Diese
Haltung
meinerseits ist
die Basis für
das Vertrauen,
das mir
entgegengebracht
wird und ich bin
sehr stolz
darauf, dass man
mich wie ein
Familienmitglied
betrachtet. Oft
werde ich zu
Hochzeiten,
Beschneidungen
oder anderen
wichtigen Festen
eingeladen.
Am
nächsten Morgen
stehe ich im
Morgengrauen auf
und gehe zu Fuss
zum nächsten
Dorf weiter.
Dort läuft mein
Tag auf die
gleiche Art und
Weise ab: essen
mit den Bauern,
mit ihnen
zusammen
arbeiten, um
verschiedene
Alternativen des
Reis- und
Gemüseanbaus
aufzuzeigen. Und
so geht es bis
zum Freitag,
jeden Tag in
einem anderen
Dorf. Für diese
Arbeit wurde ich
von einer
französischen
NGO engagiert,
die den Bauern
dieser Region
ihre Hilfe
zuteil kommen
lässt. Oftmals
stosse ich auf
Barrieren gegen
das Neue, das
ich bringe. Für
mich liegt die
Herausforderung
darin, gegen
diese Barrieren
anzukämpfen.
Ich habe
festgestellt,
dass die Jungen
(20 – 30
Jahre) und Alten
(50/55 – 65/70
Jahre)
aufgeschlossener
für Neuerungen
sind als
diejenigen
mittleren
Alters, die sich
eher an die
traditionellen
Methoden halten.
Und
komischerweise
ist bei einem
Ehepaar fast
immer ein
Partner dafür,
das Neue
auszuprobieren
und der andere
dagegen. So kann
es passieren,
dass wir einen
Damm anfertigen,
damit für ein
paar Tage kein
Wasser ins Feld
fliesst, der
aber am Abend
wieder zerstört
ist, oder wir
machen eine
Mulchabdeckung,
die auf
mysteriöse
Weise
verschwindet.
Daraus
entwickelt sich
dann eine
weitere
Herausforderung
für meine
Arbeit: ich muss
Lösungen für
diese Probleme
finden.
Die
Kehrseite der
Medaille ist,
dass ich zur
Zeit keine
Verträge von
anderen
Organisationen
oder vom Staat
annehmen kann,
da ich Full time
mit diesem Job
beschäftigt
bin. So gebe ich
zwar meine
Kenntnisse
weiter, was mich
sehr befriedigt,
aber selber
lerne ich nicht
sehr viel dazu.
Ich würde gerne
in Regionen mit
anderer
Bodenstruktur
arbeiten, um zu
sehen, wie sich
meine Techniken
zum Beispiel auf
vulkanischem
Boden bewähren
und mit Bauern
einer anderen
Ethnie, um mehr
über ihre
Mentalität zu
erfahren. Und
leider habe ich
kaum noch Zeit
für meine
eigenen Felder,
um die ich mich
nur während des
Wochenendes
kümmern kann.
Und so wären
wir bei meinem
zweiten
typischen Tag am
Wochenende.
Am
Samstag stehe
ich um 5 Uhr
auf, trinke eine
Tasse Kaffee
oder Wasser und
gehe
anschliessend
auf meine
Felder, die
einen 15 Minuten
von meinem Haus
entfernt, die
anderen 20
Minuten. Je nach
Jahreszeit
fallen die
Arbeiten
unterschiedlich
aus. Jetzt
liegen die
Reisfelder
brach, also habe
ich dort vorerst
nichts zu tun.
Da ich die ganze
Woche abwesend
bin, habe ich
eine Hilfe
angestellt, die
im Moment die
Dämme der
Reisfelder neu
herrichtet. Ich
arbeite also auf
den
Erdbeerfeldern:
giessen, Unkraut
jäten, Erde
lockern, mit
Beinwell-Jauche
besprengen, die
alten Blätter
ausbrechen, für
Kunden
pflücken. Je
nachdem, wie
viel Arbeit ich
habe, gehe ich
nach 2 Stunden
zum Haus
zurück, koche
mein
Mittagessen, das
ich mit aufs
Feld nehme und
dort verzehre,
um dann nach
einer
halbstündigen
Pause bis zum
Sonnenuntergang
weiterzuarbeiten.
Manchmal habe
ich
Praktikanten,
die bei mir
arbeiten, ich
hatte sogar
schon mal einen
jungen Studenten
aus Japan. Heute
ist eine
brasilianische
Praktikantin bei
mir, die von
einer anderen
Organisation zu
mir geschickt
wurde, um mich
über die
Reisanbaumethode
SRI zu befragen.
So zeige ich ihr
das Wesentliche
auf einem
brachen Reisfeld
oder auf Fotos.
Die
Erdbeeren
liefert mein
Sohn 1 bis 2 Mal
pro Woche an die
verschiedenen
Kunden in der
Hauptstadt, die
25 km von meinem
Dorf entfernt
liegt.
Hauptsächlich
sind dies
europäische
Angestellte bei
den
verschiedenen
Botschaften oder
internationalen
Organisationen
und andere
Europäer, die
den biologischen
Anbau zu
schätzen wissen
und deshalb
gerne bereit
sind, etwas mehr
dafür zu
zahlen, als die
Früchte auf dem
Markt kosten.
Wenn
ich dann am
Abend gegen 17
oder 18 Uhr nach
Hause komme,
erledige ich den
Haushalt,
bereite die
Arbeit für die
nächste Woche
vor, koche mein
Abendessen, das
ich allein
einnehme, da
meine Kinder
schon
verheiratet sind
und ihre eigene
Familie haben.
Von meinem Mann
bin ich
geschieden. Wenn
ich nicht zu
müde bin,
schaue ich noch
Fernsehen und
gegen 21 Uhr,
spätestens 22
Uhr gehe ich
schlafen. Was
ich in meinem
Leben etwas
komisch finde
ist dass, je
älter ich
werde, umso mehr
Arbeit habe ich.
Eigentlich
sollte es doch
umgekehrt sein.
Ich bin 60 Jahre
minus 3. |
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Fotostrecke: ein Tag im
Leben
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Edline
empfängt
eine
bra-silianische
Praktikantin
in
ihrem
Büro.
Amanda
studiert
in
Frank-reich
und
kam
für
ein
paar
Wochen
nach
Madagaskar,
um
eine
Studie
über
die
Reis-anbaumethode
SRI
(Système
de
riziculture
intensive)
zu
machen.
Sie
wurde
von
der
Organisation,
bei
der
sie
ihr
Praktikum
macht,
für
einen
Besuch
an
Edline
verwiesen,
da
diese
als
Spezialistin
gilt,
was
den
Reisanbau
im
generellen
und
SRI
im
speziellen
betrifft. |
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In
diesem
Haus
wohnt
Edline.
Die
geöffnete
Tür
zwischen
der
aufgehängten
Wäsche
ist
der
Eingang
zu
ihrem
Büro. |
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Wenn
sie
zu
den
Feldern
unterwegs
ist,
liest
sie
ge-trockneten
Kuhdung
auf,
der
sich
auf
dem
Weg
befindet. |
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Diesen
wirft
sie
dann
auf
ihr
umgestochenes
Reisfeld.
Dort
ist
er
nützlicher
als
auf
dem
Fussweg. |
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Die
Bäuerin
im
Gespräch
mit
ihrem
Angestellten,
der
mit
dem
Spaten
die
Dämme
um
die
Reisfelder
neu
macht.
Auf
den
Feldern
bekommt
die
Studentin
Amanda
praktischen
Anschauungsunterricht
über
die
Methode
SRI.
Einiges,
das
sie
zuvor
im
Büro
theoretisch
erklärt
bekam,
wird
so
verständlicher. |
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Da
jetzt
Winter
ist,
können
allerdings
nicht
sehr
viele
Stadien
des
Reisanbauzykluses
gesehen
werden.
Im
Hintergrund
kann
man
einen
Teich
sehen,
der
von
Edline
extra
aus-gegraben
wurde.
Er
dient
als
Zufluchtsort
für
die
Fische,
die
sich
in
den
Reisfeldern
befinden,
wenn
diese
mit
Wasser
gefüllt
sind.
Sobald
diese
austrocknen,
können
sich
die
Fische
in
den
Teich
retten. |
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Hier
zeigt
sie
die
Wildlinge,
die
von
selbst
auf
den
abgeernteten
Reisfeldern
wachsen.
Denn
beim
Schneiden
des
reifen
Reises
fallen
immer
auch
Körner
zu
Boden.
Später
werden
diese
dann
in
die
vorbereiteten
Reisfelder
versetzt.
So
erspart
sie
sich
die
Samen
sowie
die
Aussaat
in
der
Pepiniere. |
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Linkes
Bild:
Wildling
Rechtes
Bild:
Nach
dem
Schnitt
schlägt
die
Reispflanze
noch-mals
aus.
Auf
diese
Weise
kann
von
der
gleichen
Pflanze
zwei
Mal
geerntet
werden. |
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Linkes
Bild:
Auf
dieser
Foto
aus
Edlines
Album
sieht
man
das
unterschiedliche
Ergebnis
zwi-schen
der
traditionellen
Anbaumethode
und
SRI.
In
der
linken
Hand
ist
die
Reispflanze
aus
traditionellem
Anbau.
Rechtes
Bild:
Dieses
An-schauungsmodell
hängt
im
Büro
und
ist
aus
den
Halmen
einer
einzigen
Reispflanze,
die
nach
der
Methode
SRI
angebaut
wurde,
hergestellt.
Man
sieht,
wie
viele
Halme
eine
einzige
Pflanze
produziert. |
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Nach
dem
Besuch
der
Reisfelder
geht
es
zu
den
Erdbeerfeldern,
die
in
un-mittelbarer
Nähe
liegen,
um
Erdbeeren
für
die
Bestellung
einer
Kundin
zu
pflücken. |
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Aus
diesem
eigens
gegrabenen
Wasserloch
stammt
das
Giess-wasser
für
die
Erdbeeren. |
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Die
Bäuerin
demonstriert,
mit
welcher
vereinfachten
Methode
sie
Beinwelljauche
anwendet.
Sie
bewahrt
die
verdünnte
Jauche
in
1,5
l
Plastik-wasserflaschen
auf,
die
in
einem
Erdloch
aufbewahrt
sind
und
mit
getrocknetem
Gras
abgedeckt
werden
(im
Hintergrund
sicht-bar).
In
den
Deckel
der
Flasche
wurden
einige
Löcher
gebohrt
und
bei
Bedarf,
werden
die
Pflanzen
so
direkt
aus
der
Flasche
begossen. |
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Ein
Kilo
Erdbeeren
ist
gepflückt.
Die
Foto
zeigt
auch
die
Landschaft,
in
welcher
die
Erdbeerfelder
eingebettet
sind. |
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Weiter
geht
es
mit
dem
Pflücken.
Dies
ist
das
Gefäss
für
ein
halbes
Kilo
Erdbeeren.
Da
Edline
nicht
gut
auch
noch
eine
Waage
mit
aufs
Feld
schleppen
kann,
hat
sie
sich
dieses
System
mit
den
beiden
Plastikschüsseln
ausgedacht.
Die
weisse
fasst
ein
Kilo
Erdbeeren
und
die
grüne
ein
halbes
Kilo. |
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Das
Resultat
darf
sich
sehen
lassen.
Edline
gilt
weitherum
als
beste
Erdbeerpflanzerin.
Erdbeeren
werden
vor
allem
südlich
der
Hauptstadt
in
der
Region
von
Ambatogotsy
angebaut.
Dort
befindet
sich
auch
die
'Erdbeerbrücke':
so
genannt,
weil
dort
die
Bauern
der
Region
ihre
Produkte
frisch
vom
Feld
feilbieten.
So
auch
Erdbeeren. |
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Edline
RAVELONIRINA |
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Die
Serie' Ein Tag
im Leben'
beschreibt den
Alltag von
Menschen in
Madagaskar.
Möglichst nahe,
möglichst
konkret.
Während
Ihres Besuches
in Madagaskar
können Sie
diese Person
gern persönlich
kennen lernen. |
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