Mirana: den tonlosen Tunnel öffnen

Eine Frau kämpft für die Taubstummen

Die nunmehr rund 40-Jährige Mirana hat früh ihre Berufung gefunden: sie lernte in der Jugendzeit die Taubstummensprache und eröffnete sich dadurch die gehörlose und stumme Welt dieser Menschen. Dann wurde sie Pädagogin in einem religiösen Taubstummenheim. Weil dort aber Unkorrektheiten gegenüber den Kindern geschahen und Mirana sie ans Licht brachte, wurde sie gefeuert. Sie hatte Glück im Unglück: die Schweiz finanzierte ihr ein Zusatzstudium an der Universität in Fribourg, das sie brillant abschloss. Nach ihrer Rückkehr nach Madagaskar eröffnete sie kurzerhand ein eigenes Zentrum für Taubstumme. Und das ist seither ihr Lebensinhalt. Denn privat hat die unverheiratete und kinderlose Madagassin kaum ein Leben: ihre Mutter sitzt im Rollstuhl und ist zudem zuckerkrank. Auch hier eine Aufgabe für Mirana frühmorgens und abends. 
Ein Sozialheim für junge Taubstumme wird nie eigenfinanziert sein. Daher ist Mirana auf Hilfe von aussen angewiesen. Weder madagassischer Staat noch die Kirche trägt zu ihrem Engagement bei. Mirana wird bislang finanziert von einer Unterstützungsgruppe in der Westschweiz, siehe in französischer Sprache unter  association Mirana und seit Frühjahr 09 auch vom Multikulturverein. (Der Multikulturverein ist eine in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz aktive Organisation, deren Name auch Programm ist.) Vertreterinnen des Vereins haben zu Beginn 09 das Taubstummenzentrum besucht und für unterstützungswert befunden.

Mirana kümmert sich um rund 30 Taubstumme: Kinder und Jugendliche. Sie integriert sie in eine 'normale' Schule und bezahlt einen Taubstummenlehrer. So sehen die Kinder also zwei Lehrer vor der Wandtafel: die normale, staatlich bezahlte Lehrerin und den Taubstummenlehrer, der den Unterricht der Lehrerin in taubstummisch übersetzt und die Antworten der Taubstummenkinder für die Lehrerin vokalisiert. Das klappt hervorragend und hat den Seiteneffekt, dass hörende Kinder sich auch mit Taubstummenkindern verstehen lernen. Denn in Madagaskar werden Taubstumme oft als 'Irre' abgetan und in keiner Weise gefördert.

Sprechen wir hier auch von Zahlen: für die Aktivität des Zentrums (Gehalt der Lehrer, Angestellten und von Mirana selber), tägliches Mittagessen für die Kinder / Jugendlichen, Unterhalt, Strom und Wasser für das Gebäude, Telefon, Transportkosten, Schulgelder, Kleider für die SchülerInnen), kurzum für Alles, um das Zentrum aktiv zu halten, verbraucht Mirana pro Monat 1500 Euro. Wie sie das schafft, ist ein Phänomen.
 

Taubstumm, na und? Die Köchin hat einen Mann (taubstumm), ein Baby (hörend) und einen Job (im Taubstummenzentrum).
Die Kinder und Jugendlichen erhalten mittags auch eine Mahlzeit, oft die einzige des Tages. Denn die Eltern der Kinder sind allermeist bitterarme Landbewohner. Die Köchin übrigens ist taubstumm und hat ihren Mann (auch taubstumm) im Zentrum kennen gelernt. Ihr Baby kann hören und kann ohrenklirrend schreien, wird also später mal sprechen.

Mirana war früher eine in Madagaskar landesweit bekannte Tänzerin. Dies hat sie nun auch Gehörlosen beigebracht: ohne die Musik zu hören, tanzen also Taubstumme in hoher Präzision. Sie führt damit weltweit eine der ganz wenigen Tanzgruppen für Taubstumme. Mirana ist mit ihrer Truppe sogar auf einer Tournée in der Schweiz aufgetreten.

Ich persönlich kenne Mirana seit nunmehr 20 Jahren und habe ihr Engagement stets geschätzt. Trotz widriger Zeiten und dürrer Kasse führt sie unvermindert weiter, an was sie glaubt: auch Taubstumme sind Lebewesen und verdienen, dass man ihnen den tonlosen Tunnel öffnet. Ich ganz persönlich bitte Sie, Mirana und ihr Werk zu unterstützen. Franz Stadelmann, März 2009
PS: mein 'Taubstummenname' ist übrigens: die Finger der rechten Hand auf das rechte Auge legen. Warum? Das ähnelt einer Piratenaugenklappe und weil ich das Piratenmuseum in Antananarivo aufgestellt habe, hat sich der Name quasi automatisch ergeben. 


Mirana kann erreicht werden per eMail unter mirana@gmx.ch und in französischer Sprache per Telefon / SMS unter 00261 331 24 34 64
 

Ebenso sucht Mirana natürlich für ihr Zentrum auch Freiwillige, die ein paar Monate mithelfen. Denn manchmal ist Taubstummigkeit auch mit geistiger Behinderung verbunden und dazu braucht es ausgebildete Pädagogen. Wer sich dazu berufen fühlt, möge sich direkt mit Mirana in Verbindung setzen.
 

Das Taubstummenzentrum befindet sich rund eine Fahrstunde (je nach Stau..) vom Stadtzentrum in Antananarivo entfernt auf der Strasse nach Ambohimanga. Wir von der PRIORI sind höchst erfreut, wenn Sie dieses Zentrum besuchen möchten und bauen den Besuch gern in Ihr Reiseprogramm ein. Denn auch wir unterstützen Mirana.

Mirana Rafanomezantsoa

Fotos: Franz Stadelmann

   
 

 

 
 
Fotostrecke: Ein Heim und Schule für Taubstumme (Januar 2009)
 
 

 

 

 


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