Spezialtouren: Irgendwohin mit dem Taxi-Brousse
 

Route:

frei wählbar

Reisedauer:

22 Tage, 21 Nächte

 

 
Das Leben der Madagassen schlechthin, mit allen Freuden und Leiden dieses Landes
Sie setzen sich in ein Taxi-Brousse, so wie fast alle Madagassen dies auch tun. Das Sammeltaxi fährt nach Norden, nach Süden, irgendwohin. Unterwegs unterbrechen Sie die Fahrt, verweilen in einem Dorf, nehmen erneut ein Taxi-Brousse oder einen Postbus. Sie leben landesüblich und erleben die Tage im Takt der madagassischen Zeit. Die Nächte verbringen Sie in Hotels am jeweiligen Ort. Sie sind wirklich frei, das Land selbst zu entdecken.

Mit Ihnen ist eine madagassische Begleitperson: sie übersetzt, erklärt, interpretiert. Sie haben kein eigentliches Programm. Aber natürlich können wir Ihnen Tips zu einer möglichen Routenwahl geben. Madagaskar ist vierzehnmal grösser als die Schweiz, und mit 587000 km2 wesentlich grösser als Deutschland. Doch wenn es möglich ist, in einem Tag Deutschland zu durchqueren, braucht die "Durchquerung" Madagaskars etwas länger. Die traditionelle Wegeinheit ist "ein Reis kochen": jene Strecke die man zu Fuss zurücklegt, bis ein Topf Reis gar ist - und das dauert drei Stunden.

Irgendwo in einem der elftausend Dörfer werden Sie einen Rum trinken und darüber philosophieren, warum Zanahary (Gott) das Tuch der Distanz über diese wunderbare Insel gelegt hat: als Fluch oder als Segen? Und jemand wird Ihnen erklären, warum es weder das eine ist noch das andere, sondern ganz anders: nämlich Gnade. Aber das wird zwei oder drei Gläser später sein. Und kurz darauf werden auch Sie einverstanden sein: die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst. Das Abenteuer steht täglich neu vor Ihnen.

Zeit, Geduld und Toleranz sind Voraussetzung für diese Reiseart. Sie werden belohnt mit Beobachtungen und Kontakten. Sie erleben das volle, pralle Leben der Madagassen. Nach ihrer Reise werden Sie wissen, dass "wauwau"nicht Hundegebell ist, sondern eine sehr madagassische Art des Grüssens.
 

 
Sie können die 'Pois du Cap'  im Chinesenladen nebenan kaufen oder sie frisch und lecker in Madagaskar geniessen. Die flachen Bohnen heissen auf deutsch 'Wachsbohnen' und auf englisch 'Butter Beans'. In Madagaskar werden sie in der Region um Morondava angepflanzt und heissen 'Pois du Cap' (Kaperbsen). Wegen ihrer auffallend weissen Farbe nennen sie die Italiener einfach 'weisse Bohnen' (fagioli bianchi).
Taxi Brousse Fahrt nach Morondava, erschienen in der Neuen Zürcher Zeitung, 24. Juli 2008
 
Wenn Laufen bequemer ist als Fahren
Mit dem Sammeltaxi vom Hochland in den Westen Madagaskars

 

Von Madagaskars rund 50'000 Kilometer umfassendem Strassennetz ist gerade einmal ein Zehntel asphaltiert. Wer auf dieser Insel im Indischen Ozean grosse Strecken bewältigen will, braucht deshalb viel Zeit und sollte sich zudem auf einige Überraschungen einstellen. 

Thomas Veser 

Der üppige Fassadenschmuck an den Villen aus der Kolonialzeit ist längst zerfallen, dennoch lässt sich erahnen, dass das Städtchen Antsirabe («Wo viel Salz ist») einst Madagaskars mondänster Kurort war. Norwegische Missionare haben das Thermalbad südlich der Hauptstadt Antananarivo 1872 gegründet, weil dort ausgezeichnete Heilquellen sprudeln und angenehme Temperaturen herrschen. Und noch heutzutage säumen lilafarbene Jakarandabäume die grosszügig bemessenen Avenuen. In der Nähe des kleinen Sees, in dem die heissen Quellen entspringen, erhebt sich das Hotel des Thermes, das seine Zukunft allerdings schon lange hinter sich hat. – Zweieinhalb Stunden nimmt die Fahrt von der Gare Routière der Hauptstadt mit einem alten Peugeot 504 in Anspruch. Rund 170 Kilometer hat das Taxi-Brousse, das Sammeltaxi, ohne Panne und mit zwei Zwischenstopps auf der asphaltierten Strasse in Richtung Süden zurückgelegt; anscheinend funktioniert dieses populäre Beförderungssystem auf der «Grande Ile» ordentlich, meint der Reisende, sich in Sicherheit wiegend. 

Abends wird es im «Vichy Madagaskars» richtig kühl. Überall riecht es nach frisch gebrautem Bier, befindet sich doch dort die grösste Brauerei des Landes. Beim Kurbetrieb dagegen ist Hopfen und Malz verloren. Die nicht mehr instand gehaltenen Thermalbecken sind so verschmutzt, dass man sich besser fernhält. Nach einer Übernachtung im gespenstisch leeren Hotel des Thermes steht der Beschluss fest: In den Westen soll es gehen, nach Morondava, berühmt für seine endlosen Sandstrände, und dem Kanal von Moçambique entlang. Und zwar per Taxi-B. 

«Immer mit der Ruhe»
Die Gare Routière von Antsirabe ist schnell gefunden, und auch an diesem Tag scheint der Reisende Glück zu haben. «Monsieur, beeilen Sie sich, in einer Stunde geht es los», ruft einer der Fahrer und führt den «Vazaha», wie die Madagassen die Ausländer nennen, zu einem Kiosk, wo er umgerechnet weniger als 20 Franken für die einfache Strecke hinblättert. Mittlerweile verstaut sein Gehilfe nach einem undurchschaubaren Prinzip Reisegepäck auf dem Dach, vor allem Koffer sowie Taschen mit Reis, Obst, Gemüse und Hühnern. Eine Stunde verstreicht, und zur masslosen Freude des «Vazaha», der sich endlich aus der Umzingelung durch Händler und Kinder befreien kann, wirft der Fahrer den Motor an, obgleich im Bus noch einige Plätze frei sind. 

Eine Zeitlang kurvt er durch die Stadt, nimmt weitere Gepäckstücke in Empfang und bleibt stehen, um kurz mit Bekannten zu plaudern. Schliesslich lenkt er sein Fahrzeug wieder zum Taxi-Sammelpunkt zurück, wo sich inzwischen weitere Reisende eingefunden haben. Abfahrtszeiten, das muss der «Vazaha» schliesslich einsehen, sind in Madagaskar keine verbindlichen Richtwerte. Abgefahren wird erst, wenn der Bus voll ist. Dass auch Kilometerangaben wenig Bedeutung haben und die Reisezeit von Strassenzustand und Pannenhäufigkeit abhängt, wird er später erfahren. 

Nach wenigen Kilometern ist die Fahrt erneut zu Ende, diesmal vor einem Haus, neben dem mehrere Autowracks liegen. «Monsieur, ich brauche einen neuen Anlasser», meint der Fahrer entschuldigend, schwingt sich aus dem Bus und verhandelt mit dem Schrotthändler. Als sie sich endlich einig sind, wird geflickt. Besorgt blickt der «Vazaha» auf seine Uhr. Über 500 Kilometer sind bis Morondava zu bewältigen. Auf die Frage, wie lange die Fahrt dauern werde, antwortet der junge Mann mit einem Lächeln, eine konkrete Antwort bleibt er schuldig und meint dann «Mora mora, Monsieur» – immer mit der Ruhe. 

Mondlandschaft
Irgendwann – der «Vazaha» hat sich den Blick auf die Uhr abgewöhnt – geht es weiter, aus dem Autoradio dröhnt Malgasy-Musik in voller Lautstärke, an Schlaf ist nicht zu denken. Der Bus begibt sich tatsächlich auf die asphaltierte Route Nationale 34 und braust in Richtung Miandrivazo («Ich erwarte eine Frau»), fährt durch Betafo («Wo es viele Dächer gibt») und legt in Mandoto («Schmutziger Ort») eine Pause ein. Bevor die Passagiere aussteigen können, um an einer Garküche einen Imbiss einzunehmen, umringt eine Traube von Händlerinnen den Wagen und preist lautstark die Qualität von Äpfeln, Birnen und Pflaumen an. 

Allmählich geht die aus einem Mosaik aus Gemüsegärten und Reisfeldern bestehende, sanfte Gegend in eine trockene, von Erosionsfurchen und Kratern durchzogene Landschaft über. Zwar ist die Sandpiste durch diese Mondlandschaft vor einiger Zeit stabilisiert worden, starke Regengüsse und Wirbelstürme haben jedoch an einigen Abschnitten nicht mehr viel davon übrig gelassen. Und bald sinkt auch die Durchschnittsgeschwindigkeit auf 10 Kilometer pro Stunde, weil der Fahrer seinen Minibus vorsichtig um riesige Furchen in der Piste manövrieren muss. Inzwischen ist es stockdunkel. Links und rechts der Piste, über die der Bus mehr schaukelt als fährt, verlaufen an den Berghängen über Hunderte von Metern Buschfeuer, die von den Bauern gelegt werden, um mit der Asche den Boden fruchtbar zu machen. 

Plötzlich ist die Fahrt durch diese Einöde zu Ende, die madagassischen Passagiere verlassen schweigend den Bus, worauf der «Vazaha» die Welt nicht mehr versteht. «Monsieur, die Strasse ist so schlecht, dass Sie besser ein Stück zu Fuss gehen, das ist bequemer», meint der Fahrer und fügt ein «Excusez-moi» hinzu. Es ist mittlerweile lange nach Mitternacht, aber Zeit spielt jetzt keine Rolle mehr. Selbst auf den folgenden asphaltierten Abschnitten sind bestenfalls 45 Kilometer pro Stunde möglich. Mehr liegt nicht drin. Ständig muss der Fahrer vor Löchern im Belag auf der Hut sein. 

Ende gut – alles gut
Gegen fünf Uhr morgens fällt das Scheinwerferlicht auf die Ortstafel mit dem erlösenden Wort Morondava («Wo die Küste lang ist»). Nach 16 Stunden Reisezeit ist der Fahrer nur noch ein Schatten seiner selbst. Ein privater Taxifahrer befördert den geschlauchten «Vazaha» in das Strandhotel Chez Maggie, wo ihm der Nachtwächter den Schlüssel für das reservierte Zimmer übergibt – und sich dabei den leicht vorwurfsvoll formulierten Hinweis «Monsieur, mit dem Flugzeug dauert die Reise nur knapp zwei Stunden», nicht verkneifen kann.
 

erschienen in NZZ, 24. Juli 2008, Thomas Veser

Der Artikel ist auch zu lesen unter: http://www.nzz.ch/magazin/reisen/wenn_laufen_bequemer_ist_als_fahren_1.790758.html
 
  

 
Gut zu wissen

Anreise: Von Zürich aus mit Air France über Paris nach Antananarivo. Obligatorisches Visum, bei der Konsularabteilung der Botschaft von Madagaskar in Genf, Telefon 022 740 16 50, einzuholen (www.madagascar-diplomatie.ch). Man kann das Visum aber auch bei der Ankunft am internationalen Flughafen Antananarivo für 90 Franken erwerben.

Informationen: Wer das Land auf eigene Faust kennenlernen will, findet unter www.priori.ch und www.madainfo.de gute praktische Ratschläge. Moderne, bequeme und klimatisierte Busse der Gesellschaft Madabus (www.madabus.com ) verbinden alternativ zu den Taxi-B mehrmals pro Tag die bekannten Touristendestinationen mit Antananarivo. Diese Busse fahren übrigens pünktlich ab.


Beste Reisezeit
: Juli bis September


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