Die Route des Steinbocks: Natur, Landschaft, Menschen

                 

VON TANA VIA FORT DAUPHIN NACH MANAKARA

Diese rund 2 100 km lange Strecke gehört ab Ihosy nicht zu den klassischen Reiserouten Madagaskars. Zum einen, weil man nie genau weiss, wie viel Zeit man braucht, da dies vom Zustand der Pisten abhängt, der wiederum vom Wetter abhängig ist. Zum anderen, weil man nichts im voraus planen oder buchen kann, da es auch kaum Hotels gibt. Dafür lernt man ein noch weitgehend ursprüngliches – vom Tourismus ausgespartes - Madagaskar kennen. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind gefragt. 

Bis Ihosy geht’s auf der guten Asphaltstrasse RN 7, die nach Tulear führt, in zügigem Tempo voran. Zum Zwischenhalt bieten sich Ambatolampy (km 68), Antsirabe (km169), Ambositra (km 259) Ambohimahasoa (km 354), Fianarantsoa (km 410) und Ambalavao (km 466) an. Bis Antsirabe führt die Strasse ziemlich flach durch eine leicht hügelige Landschaft mit Reisfeldern, die wie Patchwork angeordnet sind. Danach wird’s kurvig und bis Fianar sind relativ viele Steigungen zu überwinden. Zwischen Fianar und Ambalavao kreuzt man ziemlich viele Zebuherden, die zum Verkauf auf irgendwelche Märkte oder Schlachthäuser getrieben werden. Ambalavao empfängt den Besucher mit dem Charme einer sympathischen Kleinstadt. Kommt man Mittwochs hierher, können auf dem Wochenmarkt die typischen Produkte der Region bewundert werden, aber auch Stoffe, Tontöpfe, Matten und Hüte. Eine grosse Attraktion ist der Zebumarkt, der zweitgrösste Madagaskars nach Tsiroanomandidy. Ambalavao ist Ausgangspunkt für den Besuch des Andringitra Nationalparks, wo es sich gut mehrere Tage verweilen lässt (Camping möglich). Wer nicht soviel Zeit zur Verfügung hat, kann sich in dem 20 Minuten entfernten kleinen Naturwald Anja-Park einen Überblick über die örtliche Flora verschaffen. Der Park beherbergt mehrere Kolonien des Katta-Lemurs, auch Maki genannt. Auch der Besuch eines Ateliers zur Seidenherstellung und zur Fabrikation des Papiers der Antemoro ist durchaus lohnenswert. 

In angenehmer Fahrt geht’s auf guter Asphaltstrasse bis Ihosy relativ eben durch eine Landschaft mit bizarren Felsformationen. 16 km später zweigt die Piste nach Fort Dauphin ab. Der Übergang vom Asphalt in Piste ist krass. Anfangs ist sie so weit gut, dass man im 3./4. Gang fahren kann, aber nach ca. einer Stunde verschlechtert sich ihr Zustand: viele Löcher, steinige Passagen, Flussbetten, kleine Brücken, bei denen Schwellen zu bewältigen sind. Bei mehreren Passagen geht es nur mit dem Allrad. Die Landschaft ist weit, flach mit Hügelketten in einiger Entfernung. Ab und zu sieht man einen kleinen Weiler. Ausser ein paar Lastwagen und mehreren Taxi Brousse sind kaum Autos unterwegs. Manchmal sind Leute zu Fuss unterwegs und hin und wieder kreuzt man ein Velo oder ein Motorrad. Irgendwo mitten im Busch ist ein kleiner Stand aufgebaut, wo Frauen kochen. Sie bieten gebratenen Fisch, Crevetten und Maniok an. 

Nach ungefähr 100 km und 4-stündiger Fahrt erreicht man den Ort Kelilaho, der fast nur aus Hotely Gasy (Garküchen) besteht. Jemand bietet sogar eine Massage an – wohl für diejenigen, die eine entspannende Rückenmassage brauchen, nachdem sie auf der Piste ordentlich durchgeschüttelt wurden. Die meisten Taxi Brousse machen hier Halt um zu essen. 
In der Ferne sieht man immer wieder kleinere grüne Flecken oder auch Vegetationsbänder, die anzeigen, dass sich dort Wasser befindet. Ansonsten ist die Landschaft karg, abgebrannte Flächen wechseln mit braun verdorrtem Bozaka (Gras) ab. Bussarde, Elstern und andere, kleinere Vögel sind ausser den paar Menschen und den wenigen Zebus die einzigen Lebewesen, die man antrifft. Die einzigen Zeugnisse von Tierleben sind die Termitenhügel. 

20 km vor Betroka nehmen die Siedlungen zu und mehr Menschen sind zu Fuss unterwegs. Den Ort erreicht man nach 8-stündiger Fahrt (ca. 2 Stunden davon sind für Fotohalte und Picknick zu berechnen). Die Tage sind jetzt im Juli angenehm warm, aber die Abende, Nächte und Morgen sehr frisch. Übernachten kann man im Hotel des Bons Amis, eine einfache Unterkunft, aber die beste Adresse am Ort. 
Ab 20 km nach Betroka ist die Piste gut, breit, mehrheitlich Wellblech, aber man kommt rasch vorwärts. Plötzlich ist die Strasse asphaltiert aber der Asphalt hört nach etwa 2 km so abrupt auf wie er begonnen hat. Dies kommt nun noch öfters vor, jedes Mal wenn die Strasse durch eine Flusssohle führt, die aber jetzt in der Trockenzeit kein Wasser hat. Das Gebiet ist hier wieder dichter besiedelt und viele Bewohner sind mit dem Velo unterwegs. Bei den Dörfern gibt es Maniokfelder, aber ansonsten ist die Landschaft karg mit unzähligen Termitenhügeln. Während langer Zeit begleiten Hügelketten am Horizont die Piste. Die Temperatur wird nun merklich wärmer. In mehreren Ortschaften sind Schwellen zur Geschwindigkeitsreduzierung angebracht. Dies mutet etwas komisch an inmitten des Busches mit Pisten, auf denen man nicht allzu schnell fahren kann. Aber wahrscheinlich hat jeder der wenigen Autofahrer von den Asphaltstücken profitiert um endlich mal wieder Gas zu geben. 
Ungefähr 50 km vor Beraketa wird die Piste wieder schlechter, d.h. mit vielen Löchern und man kommt nur noch langsam voran. Beraketa ist ein verschlafenes Nest und die einzige Übernachtungsmöglichkeit befindet sich 13 km (romantische Piste) ausserhalb auf einem Hügel in einem Hotel, das von einem Schweizer gegründet wurde, der dort auch die Mikaminen errichtet hat. Sein Grab befindet sich auf einem Hügel in der Ferne. Das Hotel, da zur Zeit das Einzige, ist total überteuert (80 000 Ar). Es hat bessere Zeiten gesehen, jetzt ist es leider am zerfallen. Die Mikamine ist noch in Betrieb, aber kann nur mit teurem Eintritt besichtigt werden (27 000 Ar). Auch das Menu kostet seinen Preis: 32 500 Ar. Das ist wirklich schade, denn die Anlage selber ist wunderschön gelegen mit vielen Pflanzen und schöner Aussicht. 

Nach Beraketa hat man dann das schlechteste Stück Piste der ganzen Strecke Ihosy-Fort Dauphin vor sich. Für die rund 150 km bis Ambovombe braucht es gute 8 Stunden!!! Die Landschaft geht nun langsam in das typische Dornengestrüpp des Südens über und man trifft auf den ersten Baobab und viele Zebuherden. Überall fragen die Leute nach Geld. Sie sind zunehmend eher feindselig gesinnt. Hier beginnt nun das Gebiet der Dahalo (Viehdiebstahl) und man tut besser daran, nicht unbedingt anzuhalten. 
Eine Zeit lang geht es durch dichten Dornenbusch und erst 25 km vor Ambovombe wird die Vegetation wieder niedriger und weniger dicht. Wenn man Glück hat kann man hier Makis (Ringelschwanzlemuren) in freier Wildbahn antreffen. Die Piste auf diesen letzten Kilometern der RN 13 bis Ambovombe wird nun sandig. Allerdings befindet man sich nicht immer auf der RN 13. Stellenweise ist sie nämlich so schlecht, dass sie unbefahrbar ist und man muss auf eine der zahlreichen Umfahrungen ausweichen. 

Kurz vor Amboasary beginnen die Sisalplantagen. Theoretisch kann eine Sisalfabrik besichtigt werden, wenn die zuständige Person anwesend ist und die Erlaubnis erteilt, was aber nicht immer der Fall ist. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es im Discovery, einfach aber okay. Es gibt 2 Kategorien: im Backsteingebäude für 25 000 Ar oder im Holzbungalow für 15 000 Ar. Die Gegend hier ist bekannt für Überfälle, vor allem im Gebiet der Sisalplantagen und die Mehrheit der Männer ist deswegen bewaffnet. Die Asphaltstrasse von Amboasary nach Fort Dauphin weißt viele Löcher auf und so sind 3 Stunden für die 115 km zu veranschlagen. 
In Fort Dauphin sind die Leute wieder freundlicher gesinnt als auf dem letzten Stück der Piste der RN 13 und in der Gegend von Ambovombe und Amboasary. Die Stadt begrüsst mit einer sehr breiten und guten Einfahrtsstrasse, die zum neuen Hafen führt, der allerdings nicht besichtigt werden kann, da er schwer bewacht ist. Das Stadtbild zeichnet sich durch moderne Neubauten und halbverfallene Altgebäude aus, die Seite an Seite existieren. Strände laden zum Baden ein und es gibt diverse Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung, so dass man gut ein paar Tage hier verweilen kann, vor allem, wenn man die strapaziöse Piste von Ihosy hinter sich hat. 

Ca 60 km nördlich von Tôlanaro, wie Fort Dauphin auf madagassisch genannt wird, liegt St. Luce, ein sympathisches Fischerdörfchen in der gleichnamigen Bucht. Die Piste führt anfangs durch Regenwald und später durch eine Art Heidelandschaft. Viele sandige Stellen und Wasser müssen durchquert werden, so dass man für diese kurze Strecke 3 Stunden unterwegs ist. Kommt man am späten Nachmittag hier an, so ist der Strand voll mit Pirogen. Am frühen Morgen, kurz vor Sonnenaufgang, erlebt man dann ein einzigartiges Schauspiel, wenn die Fischer mit diesen Pirogen leise ins Meereswasser gleiten. Wie Schattenspiele zeichnen sie sich gegen den langsam heller werdenden Horizont und die Felsen im Meer ab. 
Wieder zurück auf der RN 12 Richtung Vangaindrano stösst man bald auf einen breiten Fluss, der nur mit einer Fähre zu überqueren ist, die mit Handkurbel bedient wird und sich an einem Drahtseil auf die andere Seite befördern lässt. In kurzen Abständen von etwa 10 km wiederholt sich diese Szene noch 3 mal. Die nächsten 6 Fähren bis zu dem See Masianaka sind mit Motor betrieben. Die Landschaft bleibt heideähnlich, mit Nepenthes (fleischfressende Pflanzen) Aronstab und Fächerpalmen. Anfangs ist sie noch dichter besiedelt, dann spärlicher. Die Piste wechselt zwischen sandig, steinig und relativ gut ab. Sie durchquert viele Bachbetten, die zum Teil recht tief sind. 

Zwischen Manantenina und Manambondro gibt es eine schwierige Passage über Granitfelsen, zuvor muss ein Morastloch passiert werden. Ohne Allradfahrzeug geht es nicht. Später ist die Piste erdig, wird aber zu Seifenpiste und äusserst rutschig, wenn es regnet. Am Ortseingang von Manambondro befinden sich eine Menge Gräber. Der Ort ist ein typischer Küstenort mit Hütten aus Falafa (Material von der Fächerpalme). Das Hotely Eden bietet preiswert Hütten zum übernachten an (5 000 Ar). Man schläft sehr ursprünglich inmitten des Ortes mit dem Hühnerstall in unmittelbarer Nähe. Im Hotely nimmt man eine madagassische Mahlzeit ein und wenn man Lust hat kann man am Abend zusammen mit der Dorfjugend im Nebenraum einen Actionfilm anschauen. 
Kurz vor Vangaindrano ändert sich die Landschaft wieder. Es geht durch eine Ebene mit Reisfeldern und Feldern mit Süsskartoffeln. Auch der Zustand der Strasse ändert sich – ab hier ist wieder Asphalt. Kommt man an einem Mittwoch in das Städtchen so kann man an dem bunten Markttreiben teilnehmen. Nach Farafangana ist die Strasse auf etwa 30 km wieder mühsam zu befahren, da der Asphalt viele Löcher aufweist. Danach ist sie wieder sehr gut bis Vohipeno und weiter bis Manakara. Hier bietet sich wieder ein mehrtägiger Aufenthalt an, vor allem in dem erholsamen Ort „Trou de commissaire“, 10 km südlich, mit einer Bungalowanlage, die zum Vanilla-Hotel gehört. Zu erreichen ist diese per Auto oder mit der Piroge auf dem Pangalanes-Kanal. Hier ist auch die Endstation des Zuges von Fianarantsoa. 
Im Städtchen gibt es ein Restaurant namens Capitaine, das mit Piratendekoration und einem Sandsack in einer Ecke zum Boxen aufwartet.

 

 


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