Der ganz spezielle Job 
 

Sie arbeiten hinter dem Tresen einer kleinen Verkaufsboutik (Epicerie) und haben hautnahen Kontakt mit dem täglichen Leben. 

Madagaskar ist das Land der Epicerien. Dies sind kleine Verkaufsstände, oft nur zwei oder drei Quadratmeter gross. Dorthin kommen die Leute, um die Artikel des täglichen Bedarfs zu kaufen: Streichhölzer, Seife, Kerzen, Radiobatterien. Wenns hoch kommt, gibt es auch Cola und Rum. Seltener Tomaten und Gemüse. Sie helfen mit, zu verkaufen, einzurichten. Natürlich sind Sie auch dabei, wenn auf Kunden gewartet werden muss und dies oft bis tief in die Nacht hinein. Denn die Epicerien öffnen früh und schliessen spät. Dadurch aber kommen Sie in Kontakt mit Leuten aus vielen Schichten, mit Getratsche und Geklatsch. Wie das Leben halt so spielt.

Ein solcher Einsatz als Verkäufer / Verkäuferin sollte ein paar Tage dauern. Die Epicerie-Besitzer und die Kunden müssen sich ja erst an Sie gewöhnen. (Lesen Sie dazu die Beobachtung von PRIORI-Gründer Franz Stadelmann auf seiner persönlichen Homepage: http://home.datacomm.ch/franz.stadelmann/pages/anjomakely.html

Bedingungen für diesen wie auch für andere Arbeitseinsätze sind: absolute Toleranz gegenüber anderem Sein, Kenntnis der französischen Sprache, Bereitschaft, ohne Gehalt zu arbeiten, allenfalls sogar für die eigene Verpflegung aufzukommen.

Wir von der PRIORI kennen viele Sozialorganisationen und Waisenheime, die Sie gern für einen Arbeitseinsatz empfangen. Ein solches Engagement sollte jedoch mehrere Wochen dauern und von einem wirklich sozialen Herzen getragen sein.
 

In der Zeitschrift BRIGITTE vom Februar 2007 erschien dazu folgender Text:

Das Eis
... ist ein mit Saft gefüllter Plastikschlauch, den man in die Kühltruhe legen muss, damit er fest wird. Dann kann man dran lutschen. Eine Sorte Eis, die alle Kinder lieben. Ich habe es von George, einem Krämer. Wir hatten einen Nachmittag in seinem Laden in Antananarivo verbracht, um den Alltag der Madagassen besser kennen zu lernen - dem Volk der Büdchen-Besitzer.

"Setzt euch", sagt George und schiebt zwei Hocker zurecht. "Ist gerade nicht viel los." Es ist Mittag, die Straße ist leer, und er erzählt aus seinem Leben: "Ich bin in einem Büdchen aufgewachsen. Der Stand war winzig, die Pacht gering, und meine Eltern mussten niemandem Lohn zahlen, denn sie machten die ganze Arbeit selber." Die Tür geht auf. Ein Junge kommt rein. Er verlangt eine einzelne Zigarette. Er zahlt und geht. "Klein, klein macht auch groß", sagt George, "2002 haben wir angefangen zu bauen. Jetzt sind wir fast fertig, die Regale sind voll." Eine alte Frau stapft durch die Tür. "Sie wünschen?" - "Schnürsenkel." Er reicht ihr ein Paar, sie prüft die Qualität. "Kosten?" - "1500 Ariary." Sie jammert, will handeln. "Na gut, 1000", sagt George. Etwa 40 Cent. Die Alte zieht einen zerknitterten Schein aus ihrem Ausschnitt.

"Es gibt immer mehr Arme", sagt George. Madagaskar ist eines der zehn ärmsten Länder der Erde, jeder schlägt sich irgendwie durch. George geht es vergleichsweise gut, umgerechnet 40 Euro Umsatz macht er an einem Werktag, sonntags mehr. Mit Eiern. Milch. Seife. Faden, um die Schuhe zu reparieren, zwei Meter, gemessen an den Kerben im Tresen. "Ça marche", sagt George, das verkauft sich gut. Auch Kautabak, Brausepulver, Brot.

"Und jetzt bist du dran", sagt George. Hinter dem Ladentisch soll ich stehen. Die erste Kundin kommt, eine Mutter mit drei kleinen Kindern. Ich bin verlegen. Sie mindestens genauso. Sie lächelt mich an. "Sie wünschen?", frage ich. "Drei Clarinette." - "George, hilf mir, was ist das?" Er geht zum Kühlschrank, holt drei Eis raus, gibt sie mir. Es ist mein erstes Geschäft. Für nicht mal zehn Cent.
 

Die ganze Reportage ist zu lesen unter Brigitte.de ( http://www.brigitte.de/reise/reiseziele/madagaskar/index.html ) oder hier als pdf.Dokument
  

 
Photos von Evelin Stalder: Arbeitseinsatz auf dem Bauernhof
 

 

Das Bauernleben teilen. 
Mittendrin im täglichen Leben.

 

 
 
Evelin Stalder arbeitete bei einer Bäuerin und hier ihr Bericht:

Ich hatte einen Traum: Madagaskar! Ich war schon mehrere Male in Afrika. Doch diese Madagaskar- Reise hat alles übertroffen. Diese Reise war für mich ganz speziell und wunderschön. Für mich ist jetzt schon klar, dass ich nicht das letzte Mal in Madagaskar war. Mein Herz hat sich für Madagaskar geöffnet!

Doch ich wollte nicht „nur“ reisen, vor allem wollte ich der Bevölkerung näher kommen, sehen wie sie leben/teilhaben  an diesem Leben. Doch wie stellte ich das nur an? PRIORI hat mir dies ermöglicht.

Wie sieht die Feldarbeit  einer Erdbeerenplantage in Madagaskar aus?

Darüber machte ich mir Gedanken vor meiner Reise. So verbrachte ich 10 Tage bei Madam Edlin. Ich wohnte dabei bei Nini und ihrem Sohn in Ambatofotsy, 20 km von der Hauptstadt Antanarivo entfernt. Ich durfte Madam Edlin bei ihrer Feldarbeit begleiten. So habe ich sehr viel über die Landwirtschaft der Madagassen, sowie auch über die Hühnerzucht erfahren.

Unglaublich, wie Madam Edlin ihre Feldarbeit macht, wie gross ihr Wissen ist. Sie hat eine ganz spezielle Technik, wie sie Reis anbaut bei dieser trockenen Erde. Ganz geduldig hat sie mir alles erklärt. Sie arbeiten mit ganz speziellen, natürlichen Hilfsmitteln (Aloeverapflanzen, Zebumist,…) Also richtig biologisch. Mhhh und die feinen Erdebeeren, eine ganze Erdbeerenplantage…Alles wird von Hand bearbeitet – Schwerstarbeit - für mich fast unvorstellbar. Madam Edlin hat mir ihre Arbeit, ihr Wissen über die Landwirtschaft mitgegeben. Sie hat mich bei all ihren Tätigkeiten mitgenommen, sei es auch zu einem Gang  zum Landwirtschaftsbüro, eine Stelle, wo die Bauern Geld leihen können, damit sie Samen oder „Material“ für ihre Landwirtschaftsarbeit kaufen können.

Nini, meine „Schlummermutter“, hat eine Hühnerzucht. Wie sehr musste ich lachen, als ein Hühnerfarmer - mit zwei Stunden Anreisezeit – zu uns kam, weil er von mir die neusten Kenntnisse und Techniken der Hühnerzucht in der Schweiz erfahren wollte. Leider konnte ich ihm nicht weiterhelfen, da ich mich in diesem Gebiet nicht auskenne, so diskutierten wir über die unterschiedlichen Kulturen und die Arbeiten.

Ich hatte hier einen guten Einblick in die madagassische Landwirtschaft erhalten. Für mich noch bedeutungsvoller war die Gastfreundschaft dieser Familie. Sie hat mich wie ihre Tochter oder ihre Schwester behandelt. Ich wurde in ihre Familie integriert und durfte mit ihnen leben. Nini hat mich mir ihrer Verwandtschaft bekannt gemacht, wir waren zusammen einkaufen auf dem Markt und wir haben zusammen gekocht. Ein Austausch über zwei ganz verschiedene Kulturen. Als ich später weitergereist bin, wollte sie, dass ich eine madagassische Telefonnummer habe, damit  sie mit mir in Verbindung blieben und sie wissen, dass alles gut geht.

Natürlich bin ich nach meiner Reise nochmals zurückgekehrt. Eine solche Unterstützung/Freundschaft habe ich noch selten in meinem Leben erfahren.

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum!
Evelin Stalder, März 2009

 
 

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