Relief
und Geologie
Gondwanaland,
der grosse urzeitliche Südkontinent, der Südamerika, Afrika,
Indien, Australien und die Antarktis umfasste, begann während
der Permzeit vor rund 270Millionen Jahren auseinander zu
brechen.
Im
Zuge dieser Kontinentalverschiebung brach auch Madagaskar in der
Kreidezeit vor mehr als 160 Millionen Jahren von Afrika ab und
driftete langsam von der Kontinentalmasse weg. Die Geologen sind
sich noch nicht einig, wie das genau vor sich ging. Womöglich
öffnete sich der heutige Kanal von Mozambique zuerst im Süden;
erst später wurde der nördliche Teil Madagaskars
ebenfalls von Afrika losgerissen und danach glitt auch Indien
von Afrika weg.
Madagaskar
löste sich womöglich von einer mehr nördlicheren
Position zwischen dem heutigen Tansania im Westen und Indien im
Osten und driftete dann in Richtung Süd-Südosten. Danach würde
die Nordregion Madagaskars ihr geologisches Gegenstück in der Nähe
der heutigen Stadt Bombay finden. Diese Hypothese ist nicht bestätigt,
weil im Kanal von Mozambique seit der Kreidezeit keine
Bewegungsspuren festzustellen sind, und Indizien bestehen, dass
die geologische Struktur der Westküste Madagaskars jener von
Mozambique entspricht.
Ebenso
unbestätigt bleibt die Theorie eines gesunkenen Kontinents
Lemuria, als dessen Überreste die heutigen Inseln der
Seychellen angesehen werden. (Diese These geht auf den
Schriftsteller Jules Hermann zurück, der in einer Mischung aus
Wissenschaft und Poesie darlegte, dass der gesunkene Kontinent
Lemuria die Quelle der Menschheit sei.)
Mit
der Ausformung des Kanals von Mozambique war Madagaskar im
Erdmittelalter eine Insel geworden. Diese Bewegung war in der
Kreidezeit beendet. Ob sich danach zwischen Madagaskar und
Afrika nochmals eine Landbrücke infolge einer Meeresabsenkung
durch eine Eiszeit bildete, ist unklar, aber womöglich
auszuschliessen.
Obwohl
Spuren aus allen Stadien der Erdgeschichte vertreten sind, ruhen
dreiviertel der madagassischen Insel auf einem kristallinen
Fundament. Dieses 400’000 km2
bedeckende
Grundgebirge aus Gneis, Glimmerschiefer, Quarz und Graniteinschüben
zieht sich in Längsrichtung im zentralen und östlichen
Teil Madagaskars hin und bildet ein etwa 3 Milliarden Jahre
alter Rest des Gondwana-Urkontinents. Diese Gesteinsmasse wurde
im Osten angehoben und sank im Westteil ab. Heute bildet dieser
Sockel in Nordsüd-Richtung ein ausgedehntes Hochplateau, das im
Osten in zwei deutlichen Bruchstufen zu einem schmalen Küstenstreifen
abfällt, der seinerseits steil als 1300 Kilometerlange,
fast gerade Linie ins Meer absinkt und dort schroff in 5000
Meter Meerestiefe abfällt: nach nur 200 Kilometern ist das
Meer bereits 4000 Meter tief.
Der
Kanal von Mozambique hingegen ist mit durchschnittlich nur 200
Metern Tiefe ein seichter Meeresteil. Er ist nirgends tiefer als
3000 m, hat aber sehr viele Unterwassergebirge. Auch der
Meeresboden südlich von Madagaskar ist relativ flach bis 1000
Kilometer über die Red Island hinaus.
Der
Rücken des Gondwana-Sockels bildet ein variationsreiches
Hochplateau auf 800 bis 1500 müM, das aus einer Reihe von Hügeln
und Gebirgszügen besteht, die von unzähligen Tälern,
Ebenen und Flussläufen durchzogen sind. Die wenigen
Hochgebirge erreichen keine 3000 müM und nehmen von Nord nach Süd
an Höhe ab.
Nach
Westen hin wird der Sockel durch den in Nordsüd-Richtung
verlaufenden, bis 600 m hohen und aus Gneis bestehenden
Gebirgszug des Bongolava abgegrenzt, westlich davon finden sich
Kalk- und Sandebenen, die sich in grossen Niederungen langsam
bis auf Meereshöhe absenken.
So
liegt Madagaskar wie ein Keil vor Afrika: der steil ansteigende
Rücken ist gegen den Indischen Ozean gewandt, die Spitze zu
einer Hochebene abgeflacht, die sanft gegen Westen hin ausläuft.
Dementsprechend
können drei grosse Zonen unterschieden werden, die jeweils
von Nord nach Süd laufen: Ostküste, Plateau und Westküste.
Die
Ostküste besteht aus einem schmalen Küstenband, das schnell in
ein hügeliges Hinterland aufsteigt. Die von diesen Hügeln
fliessenden Gewässer finden meist keinen direkten Zugang
zum Meer, denn die Meeresküste ist von meterhohen
Sandverwerfungen begleitet. So tümpeln die Flüsse erst
parallel der Küste entlang, bis sie sich einen Durchgang zum
Ozean bohren können. Daher haben sich meeresnahe Lagunen
und Seen gebildet, verbunden mit Kanälen und
Sumpflandschaften. Dieser Schwemmlandstreifen zieht als sandiges
und bis zu 50 Kilometer breites Tiefland entlang des Meeres.
Dahinter erheben sich kleine, längliche bananenförmige
Hügel oder seltsam runde Hügelkuppen, die gegen Westen auf ein
erstes 800 bis 900 müM gelegenes Stufental aufsteigen. Diese in
Nord-Süd Richtung parallel zur Küste verlaufende Rinne ist,
vor allem im Zentrum und im Süden, breit ausgebildet und weisst
eine Tiefe von mehreren hundert Metern auf. Die Täler des
Lac Alaotra oder des Midongy westlich von Vangaindrano sind
eindrückliche Beispiele dieses madagassischen Riftvalley. Die
Flüsse dieses Grabenbruchs durchstossen die angrenzenden Hügelzüge
in oft wilden Schluchten und ergiessen sich in Wasserfällen
nach Osten. Der grösste dieser Flüsse, der Mangoro, strömt
vom südlichen Ende des Lac Alaotra entlang des Bruchtales bis
östlich von Antsirabe und fällt dann nach Osten hin
zum Meer ab.
Von
diesem Faltenbruch steigt der Ostabhang erneut steil gegen
Westen an bis zum 800 bis 1500 müM gelegenen Hochplateau. Diese
Stufe ist östlich von Antananarivo mit der Falaise von
Angavo und einem Höhenunterschied von 500 Metern besonders
stark ausgebildet. Doch nördlich und südlich davon ist der
Anstieg gemächlicher und geschieht über mehrere
zwischengelagerte Hügel. Im Norden fällt die Zwischenstufe
eines Bruchtals weg, dort kommen die Berge bis ans Meer heran,
ebenso im Süden bei Fort-Dauphin.
Hochplateau
ist der gebräuchlichste Ausdruck für die Zentralregion
Madagaskars von einer mittleren Höhe von 800 bis 1800 müM,
benutzt werden auch Hochland oder Hochebene. Doch diese Begriffe
können irreführend sein. Das Hochplateau ist sehr
variationsreich und keineswegs eine Ebene, wie die Bezeichnung
suggeriert. Das Landschaftsbild wechselt zwischen sanften Hügeln
und abrupten Abfällen, ist durchsetzt von Granitmassiven,
Inselbergen, erloschenen Vulkanen und weist Ebenen
unterschiedlicher Grösse und ehemalige Sümpfe auf, die
jetzt mit Reisfeldern bebaut sind. Die Erde ist mehrheitlich
ocker bis rot, denn das Urgebirge ist von einer 10 bis 80
Meterdicken rotgefärbten, eisenhaltigen Lehmschicht überdeckt.
Von dieser dominanten Landschaftsfarbe stammt auch der oft für
Madagaskar benutzte Name 'rote Insel', und infolge der starken
Erosion sind auch die Flüsse rot und schlammgesättigt.
Das
Hochplateau weist ganz unterschiedliche Regionen auf. Im Norden
wird es vom vulkanischen Tsaratanana-Gebirge begrenzt (Tsaratanana
heisst schönes Dorf). Dessen aus Basalt bestehender Gipfel
Maromokotra steigt bis zu 2880 müM auf und ist somit der höchste
Gipfel Madagaskars. Nördlich davon erhebt sich in der
Region von Diégo-Suarez der ebenfalls durch
Vulkanismusentstandene Montagne d'Ambre mit seinen vielen
Kraterseen und den bis zu 80 Meter hohen Wasserfällen. Auch
die Insel Nosy Be weist eine Vielzahl an rezenten Vulkankratern
auf, in denen sich inzwischen Seen gebildet haben.
Das
weitverzweigte Gebirgsmassiv des Tsaratanana wird im Süden
durch einen 600 Meter hohen, passartigen Hügeleinschnitt
begrenzt. Diese westlich von Maroantsetra gelegene Schwelle von
Androna bildet einen natürlichen Durchgang zwischen Ost- und
Westküste und war womöglich die Eingangspforte der ersten
Hochlandbewohner auf ihrem Weg von der Küste ins Landesinnere.
Südlich
daran schliessen sich die durch eine langanhaltende Erosion
ausnivellierten Plateaus (tampoketsa) von Beveromay, Kamoro,
Ankazobe und Fenoarivo an. Diese steppenartigen Weiten werden
von den Hügeln von Imerina abgelöst, in dessen Zentrum
sich der Granithügel von 1468 müM in Antananarivo befindet.
Imerina wird im Westen von der Region um den Lac Itasy, einem
750 km2
grossen, rezenten Vulkangebiet, begrenzt. Die Kegel und Krater
sind noch kaum verwittert, was auf eine Tätigkeit in
erdgeschichtlich jüngster Zeit schliessen lässt. In der
gleichen Region finden sich auch heute noch aktive Geysire.
Im
Süden geht Imerina in das alte Vulkangebiet des
Ankaratra-Gebirges über. Dieses 4000 km2
grosse
Berggebiet, in dessen dunkles Basaltgestein sich unzählige
Bäche und Flüsse eingekerbt haben, weist etliche um die
2400 m hohe Gipfel aus erloschenen Vulkanen auf und steigt mit
dem Gipfel von Tsiafajavona bis auf 2644 Meter an und ist somit
die dritthöchste Erhebung Madagaskars. (Tsiafajavona heisst:
jener, den die Wolken nie verlassen.)Ein latenter Vulkanismus
erwärmt auch heute noch die heissen Quellen von Antsirabe.
Die eisenhaltigen Böden sind in Antsirabe überlagert von
schwarzer, fruchtbarer Vulkanerde.
Gegen
Westen wird das zentrale Hochplateau durch die hunderte von
Kilometern lange Bergkette des Bongolava (Langer Berg) begrenzt.
Die Flanken dieses Gebirges sind aber weicher und flacher als
die Berghänge des Ostens. Die mehrheitlich nach Westen
ziehenden Gewässer haben cañonartige Durchbrüche in
den Bongolava gekerbt. Westlich von Ambositra erhebt sich das
aus Quarzit bestehende und bis zu 1922 m hohe Gebirge von Itremo.
Den
südlichen Teil des Hochplateaus nimmt Betsileoland ein mit
seinen gleichmässigen Hügeln, einsamen Felsendomen und
fruchtbaren Beckentälern. Im Südosten des Betsileolandes
erhebt sich der zweitgrösste Gebirgszug Madagaskars, das
aus Granit bestehende Andringitra-Massiv mit dem Pic Boby von
2666 Metern Höhe. (1922 wurde der Gipfel von einem französischen
Geologen und einem Topografen bestiegen: ihr Hund Boby gelangte
als erster auf die Spitze - und dies gab dem Gipfel den Namen.)
Der
Andringitra ist nicht vulkanischen Ursprungs wie die beiden
anderen Gebirgsregionen. Im Granitmassiv des Andringitra werden
die hutartigen Felsendome von tiefen, vertikalen Kerben
eingeschnitten, ein unerklärliches Phänomen, das sonst
nur noch aus Brasilien bekannt ist. Inselberge als
Granitmonolithen ragen steil aus den Ebenen heraus.
Der
Andringitra geht im Süden in die Schwelle von Ihosy über, die
mit dem Fluss Mananara einen flachen Gebirgsübergang zwischen
der Ostküste und dem südlichen Hochland bildet. Im Südwesten
fällt das Betsileoland schnell von 1200 Meter auf 600 Höhenmeter
ab und geht in das Gneisplateau von Horombe über, das sich
leicht erhöht von Ihosy nach Westen bis hin zum 1300 Metern
hohen Isalo-Gebirge zieht.
Die
Felsen des aus rotem Jurasandstein bestehenden Massivssehen
infolge starker Erosion wie die Ruinen einer verlassenen Festung
aus. Der Isalo wird von tiefliegenden, schmalen und langen Cañonschluchten
durchzogen, die sich zuweilen in oasenartige Lichtungen mit
Teichen und Palmen öffnen.
Die
Westküste zieht sich als Streifen von 30 bis 200 Kilometern
Breite entlang des Kanals von Mozambique. Mehrheitlich besteht
dieses Tiefland aus Ablagerungsgestein von Kreidesandstein und
Jurakalken, wird aber auch in Nordsüd-Richtung von
Schichtstufen durchzogen, die entsprechend ihrer Gesteinshärte
meist sehr ausgeprägt sind. Die nach Westen ziehenden Flüsse
durchbrechen diese Schichtstufen und Gebirgszüge in teilweise
dramatischen Schluchten, wie etwa die Schlucht des Tsiribihina
oder jene des Manambolo. In der Küstenzone haben die Flüsse
weite Ebenen angeschwemmt und grossflächige, fruchtbare
Deltas gebildet. In diesem rund 2000 Kilometer langen Küstenbogen
von Norden über Westen bis hin zum Südosten werden
Grossregionen wie Mahavavy, Sambirano, Boina, Ambongo, Menabe,
Mahafaly und Androy unterschieden. Sie weisen zwar viele
Gemeinsamkeiten, aber auch spezifische Eigenheiten in Geologie,
Klima, Flora und Fauna auf.
Ein
eigenartiges Gesteinsphänomen bilden die tsingy aus
Kalksteinkarst. Das madagassische Wort tsingy heisst 'auf den
Zehenspitzen gehen' und dies charakterisiert sehr genau diese
verwitterten Steinfelder mit ihren messerspitzen Felsendomen,
die nach oben hin bleistiftdünn werden und bis zu 20 Meter hoch
sein können. Die tsingy sind zumeist vegetationslos. Nur in
kleinen Vegetationstaschen wachsen bizarre, kleinwüchsige
Euphorbien und Sukkulenten, die grauen Steinen täuschend
ähnlich sind. Unter den tsingy existieren von Wasser
ausgewaschene kirchengrosse Höhlen und kilometerlange Gänge,
unterirdische Seen und Flussläufe, die oft von blinden
Fischen bewohnt werden. Das Naturschauspiel der tsingy findet
sich im Westen und Norden Madagaskars in Bemaraha, Namoroka und
Ankarana.
Der
Küstenzone entlang des Kanals von Mozambique sind ausgedehnte
Korallenbänke vorgelagert. Diese eindrückliche
Unterwasserwelt ist in der Gegend von Tulear und um Nosy Be
besonders ausgeprägt.
Dem
Küstenstreifen wird auch der Montagne d'Ambre im Norden
zugerechnet. Dieser rezente Vulkan mit einer Höhe von 1475
Metern ist vom Hochplateau und dem Tsaratanana-Gebirge durch
eine klimatisch einflussreiche Niederung getrennt.
Ungefähr
mit dem Wendekreis des Steinbocks begrenzt beginnt der Süden
Madagaskars mit seinen sandigen Böden. Im Südwesten
erstreckt sich das Plateau von Mahafaly, eine monotone, ebene
Landschaft, die erst im Südosten wieder mehr Variation im
Relief aufweist.
Geologische
Untersuchungen brachten an etlichen Orten Madagaskars
versteinerte Fossilien zutage. Da die Urgeschichte und die
Geschichte der Besiedlung Madagaskars durch Pflanzen, Tiere und
Menschen in vielen Punkten noch unklar ist, sind diese Relikte
einer alten Zeit von unschätzbarem Wert.
Versteinertes
Holz wurden an etlichen Stellen gefunden wie auch fossile
Ammoniten und Dinosaurierknochen. Die Dinosaurier lebten, als
Madagaskar noch mit Kontinentalafrika verbunden war.
Zur
Zeit der ersten Menschen existierten noch etliche Tierarten, die
heute ausgestorben sind, und die wir nur noch als Knochenfunde
(Subfossile) kennen. Es gibt aber auch Subfossile, die
erstaunlich präzise in die Zeit vor 2200 bis 2300 Jahren
fallen. Vielleicht verursachte damals ein Klimawechsel ihr
Aussterben. Andererseits erscheint heute erwiesen, dass nach dem
Auftreten des Menschen auf der Insel vor keinen 2000 Jahren eine
drastische Abnahme der Fauna stattfand: die Tiere wurden gejagt
und ihr Lebensraum durch Feuer zerstört.
Subfossilien,
insbesonders Ammoniten, Fische und Dinosaurier finden sich an
vielen Stellen der Insel, so auch in den Gesteinsschichten von
Beroroha und Malaimbandy. Ebenso südlich des Isalo-Gebirges im
Kohlebecken von Sakoa, wo zahlreiche pflanzliche Fossilienfunde
aus der Gondwanazeit vom Schweizer Missionspater Otto Appert
zutage gefördert wurden.
Die
Ebene von Antsirabe-Sambaina enthält Fossilien aus dem
Pliozän (Fische) und aus dem Pleistozän (Krokodile).Süsswasserseen,
die zu jener Zeit noch grosse Teile des Hochlands bedeckten,
trockneten bis auf Reste aus wie der Lac Itasy oder der Lac
Alaotra. Die riesigen Seenbecken von Antsirabe und von Betafo
verwandelten sich in Sümpfe. Die grossen Pflanzenfresserkonnten
sich den neuen Bedingungen nicht mehr anpassen. So auch das
Zwergflusspferd, dessen rund 1000 Jahrealte Überreste in
der Nähe von Antsirabe gefunden wurden. (Einige
Wissenschafter nehmen an, dass der berühmte 'Elefant' von
Vohitsara, eine Statue aus Seifenstein, deren Herkunft bislang
noch immer ungeklärt ist, womöglich ein
Zwergflusspferd darstellt und an Ort und Stelle in Stein gehauen
wurde.)
In
einer Gesteinsschicht im Norden der Insel fand sich ein etwa 10
cm langer Frosch, der vor vielleicht 200 Mio. Jahren lebte.
Dieser Fund gilt als ältester Beleg aus der frühen
Amphibienwelt.
Eine
sagenumwobene Legende des Mittelalters hat sich inzwischen als
Wahrheit herausgestellt. Der Asienreisende des 13. Jahrhunderts,
der Italiener Marco Polo, berichtete von einem riesigen Vogel 'Roc',
der auf einer südlichen Insel namens Madagaskar lebe. Damit
meinte er wohl den Aepyornis, den Elefantenvogel. Auch in den
Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht erzählte Sindbad
der Seefahrer von einer Flugreise, die er mit dem Riesenvogel
gemacht habe. Der Franzose Flacourt erwähnte noch im 17.
Jahrhundert solche Vögel, laut den Dorfbewohnern würden
sie noch in den Ampatra-Wäldern leben. Diese Erzählungen
waren nicht falsch, denn der Forschungsreisende Alfred
Grandidier entdeckte vor etwas über 100 Jahren die Fossilien
eines Aepyornis in einem Teich in der Nähe von Tulear. Der
Madagaskarstrauss wuchs bis zu 3 Meter Höhe und hatte ein
Gewicht von 450 kg. Eier werden, zum Teil noch intakt, auch
heute noch gefunden. In der Gegend um das Südkap Ste. Marie
westlich von Fort-Dauphin sind einige Sanddünen voll von
Eierschalen. Die etwa 35 cm langen Eier haben einen Inhalt von 7
bis 8 Liter. Der in mehreren Arten auf Madagaskar vorkommende
Vogel wurde von den frühen Bewohnern Madagaskars gejagt, die
Eier wurden gesammelt und dienten im trockenen Klima Südmadagaskars
auch als Wasserbehälter. Der Aepyornis war der schwerste
Vogel der Welt und gehört zu den Ratites: rennende Vögel
und flugunfähige Weidegänger wie der Strauss (Afrika),
Rhea (Südamerika), Cassowarie (Neu Guinea), Emu (Australien),
Kiwi (Neuseeland) und Moa (ausgestorben in Neuseeland). Vor
vielleicht 200 Jahren starb auch der Elefantenvogel in
Madagaskar endgültig aus.
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