Auf der Masoala-Halbinsel in Madagaskar wird die geschützte Fläche jetzt erweitert.
Mit seinen 2400 Quadratkilometern ist der Masoala-Nationalpark das grösste geschützte Gebiet Madagaskars. Die Fläche entspricht in etwa den beiden Kantonen Zürich und Glarus zusammen – und soll nun vergrössert werden. «Der Nationalpark selbst wird nicht erweitert, aber dank einer Pufferzone wächst die geschützte Fläche auf 4000 Quadratkilometer», sagt Helen Crowley. Sie ist in Madagaskar als Hauptverantwortliche der Wildlife Conservation Society (WCS) tätig.
Die neue Schutzzone wird in Zusammenarbeit mit den Einheimischen umgesetzt. «Wir schliessen mit den Dörfern, die an den Park grenzen, Vereinbarungen ab», erklärt Crowley. Darin verpflichten sich die Dorfbewohner einerseits, einen Teil des Dorfwaldes unter Schutz zu stellen, andererseits gehen die geschützten Flächen in ihren Besitz über. Das ist neu – denn bis anhin gehörte das Land allen. Vor allem Bewohner aus den Städten kamen so in die Dörfer und nahmen sich, was sie brauchten. Vom neu erworbenen Wald werden in Zukunft somit nur noch die Dorfbewohner profitieren.
Reisplantagen bewässern
Auch der Zoo Zürich trägt seinen Teil für die Pufferzone bei und finanziert
25 Mikroprojekte, von denen 20 bereits realisiert worden sind. Der Bau von Bewässerungskanälen
für Reisplantagen ist ein Beispiel von vielen. «Vorderhand geht es darum,
der Bevölkerung zu zeigen, wie sie die bestehenden Ackerflächen besser
nutzen kann und somit die Grenzgebiete des Nationalparkes vor der Abholzung
verschont», sagt Alex Rübel, Direktor des Zoos Zürich.
Für die Bevölkerung der Stadt Maraonsetra – dem Eingangstor zum Masoala-Nationalpark – ist der Tourismus zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden. Dies zeigt ein Blick in die Besucherstatistik, aus der hervorgeht, dass im vergangenen Jahr 44,6 Prozent mehr Personen den Nationalpark besucht haben als 2003. Auch die Zahl der Schweizer hat sprunghaft zugenommen: Waren es im Jahr 2001 noch lediglich 31 Personen, wählten im Jahr 2004 bereits 250 Schweizer den Nationalpark als ihr Reiseziel.
Um dem ins Rollen kommenden Tourismus gewachsen zu sein, entsteht in Maraonsetra zurzeit ein neues Informationszentrum. Dort sollen die Besucher über den Park informiert werden, Broschüren erhalten und zugleich gut ausgebildete Führer für Touren in den Park buchen können. Diese Dienstleistungen, sofern es sie überhaupt gab, waren bislang an verschiedenen Standorten untergebracht.
Auch der Ausbildungsgrad einzelner Führer liess zu wünschen übrig. «Dieses Problems haben wir uns angenommen», sagt Crowley. Mehr Sorgen bereitet der WCS-Verantwortlichen derzeit ein anderes Thema. Seit dem Frühjahr ist ein bei der Masoala-Halbinsel vorgelagertes Korallenriff zu 40 Prozent abgestorben. Die Nationalparkbehörden bringen den Tod der Korallen mit den ungewöhnlich heissen Temperaturen von Januar bis März in Verbindung.
Zunehmende Bedeutung gewinnt Masoala auch bei den Schweizern Forschern. Momentan sind es gleich drei Projekte, die sich mit dem Nationalpark beschäftigen. Das Geographische Institut der Universität Zürich befasst sich mit der Auswertung von Satellitenbildern der Region und untersucht dabei die Entwaldungsrate der letzten Jahre in der Umgebung des Nationalparks. Ein Projekt des Museums König in Bonn und des Zoos Zürich hat sich des Panther- und Nasenchamäleons angenommen. Im Zentrum stehen Aspekte des Verhaltens, der Fortpflanzung und der Verdauung.
Samen für die Masoala-Halle
Beim dritten Projekt, unter der Leitung des Zoos Zürich, führen die Forscher
regelmässig botanische Feldarbeit durch. Ziel ist es, einen Beitrag an die
wissenschaftliche Dokumentation der floristischen Vielfalt des
Masoala-Nationalparks zu leisten. Die dabei gesammelten Samen werden in Zürich
kultiviert und dienen dazu, den Pflanzenbestand in der Masoala-Halle
authentischer zu machen. In diesem Jahr sind bereits über 600 junge Bäume
aus eigener Zucht in der Halle eingepflanzt worden.
Von Susanna Ellner, Tages Anzeiger, 05.07.2005
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